Liebe Schwestern und Brüder!

Mehrere Umstände haben mich dazu bewegt, dieser Appell an euch zu richten. In den letzten Tagen haben vielen von euch mich über das Gebet gefragt. Wie soll man in dieser schwierigen Zeit beten? Wie oft und zu welchen Zeiten? Welche Gebete und Regeln müssen wir alle befolgen?

Zuerst möchte ich betonen, dass allein die Tatsache, dass diese Frage in unserer Gemeinde entstanden ist (und diese Frage haben viele Menschen mir gleichzeitig gestellt), ist ein gutes Zeichen für uns alle.

Gebetpraxis ist der Kern unseres geistlichen Lebens! Genau das Gebet gibt die Möglichkeit, uns auf dem Weg zu Gott zu erkennen, uns an Gott zu wenden und Ihm „Du“ zu sagen!

Im Grunde genommen ist die Anrede mit „Du“ an Ihn bereits ein Gebet. Dieses Recht, dieses Privileg ist uns gegeben – jeder von uns KANN MIT DEM HERRN PERSÖNLICH SPRECHEN! Vielen von euch wissen, dass es Gebetsgruppen in unserer Gemeinde gibt, deren Teilnehmer bereits seit einigen Jahren (!) für Kranken, Trauernden und für alle beten, die das Gebet brauchen. Darunter ist eine Gruppe, derer Teilnehmer das Buch der Psalmen für Kranken lesen, oder auch eine vor kurzem als Antwort auf Herausforderung der Epidemie entstande Gruppe der Gläubigen, die den Akathistos zur Gottesmutterikone „Die Erretterin“ täglich lesen. Es ist jetzt weit bekannt – es gibt viele solche eifrige Beter in unserer Gemeinde!

Auch in kleineren Gruppen wird es bei uns für diejenigen gebetet, die das Gebet ihrer Freunde sehr benötigen…

Vor uns steht nun die Frage, wie wir unter den heutigen Umständen GEMEINSAM beten können, wo ÖFFENTLICHE Gottesdienste nicht gefeiert werden? Wir sind daran gewöhnt, mit einem Munde und einem Herzen unsere Gebete in der Kirche jeden Sonntag empor zu senden. Heute ist es unmöglich geworden.

Aber wir bleiben eine Gemeinde orthodoxer Christen! Eine Gemeinde – ein einheitlicher Organismus, der dazu berufen ist, Gott zu dienen!

Als Antwort auf eure Frage möchte ich euch einige Formen des Gebets hier vorschlagen, die heutzutage benutzt werden könnten.

Wir verbringen nun mehr Zeit zu Hause. Die Zeit, die Mitmenschen in einem Raum, in den so genannten „vier Wänden“, zusammen durchleben, hat sich verlängert. Das muss man sowohl psychologisch, als auch angesichts realer Möglichkeiten eines gemeinsamen Gebets berücksichtigen.

Hier sind die Gebete benannt, die wir im Laufe des Tages praktizieren könnten:

– Gebete am Morgen

– Buch der Psalmen, man kann einen Kathisma täglich lesen (über Kathisma s. https://orthpedia.de/index.php/Kathisma),

– Gottesmuttergebetsordnung (150 mal)

– Akathistos zur Gottesmutterikone „Die Erretterin“

– Gebete am Abend

– Zu den Gebeten am Morgen und am Abend kann man die Gebete zur Überwindung des in die Welt gekommenen Unheils zusätzlich lesen.

– Sonntags, während Liturgien in Kirchen gefeiert werden, kann die Typikaordnung  nach dem Laienritus gelesen werden,

– und wir müssen die Heiligen Schrift unbedingt täglich lesen.

Diese sind mehr oder weniger vorhandene Möglichkeiten für unsere Gebetspraxis und dieser Vorschlag ist eine Antwort auf die Frage, die in unserer Gemeinde entstanden ist. Das ist ein Versuch, einen bestimmten für uns alle gemeinsamen Rhythmus des Gebets zu finden.

Hier finden Sie eine Liste von Internetseiten mit Live-Übertragung von Gottesdiensten: https://foma.ru/gde-smotret-onlajn-transljacii-bogosluzhenij.html

 

Wichtig!

Selbstverständlich haben nicht alle von uns die Möglichkeit, viel und lang zu beten. Dieser Vorschlag ist keine Verpflichtung, die unbedingt erfüllt werden muss!

Lassen uns von den realen Umständen in jedem einzelnen Fall, in jedem Haushalt und in jeder  Familie ausgehen.

 

Liebe Freunde, wir lassen unsere Hoffnung auf keinen Fall sinken lassen, wenn wir keine Möglichkeit dafür haben, die ganze Gebetsordnung zu lesen.

Der Herr begrüßt den Entschluss (aus dem Osterpredigt des Johannes Chrysostomus)!

 

Wie es uns allen bewusst ist, liebe Schwestern und Brüder, die Zeit, die uns heute gegeben ist, ist kein Zeitloch, das wir einfach abwarten müssen. Das ist auch keine zufällige Rastpause auf unserem Weg.  Wir können den tieferen Sinn des Geschehens nicht begreifen. Aber wir können sehen, dass die heutige Welt unglücklich ist – alle Krankheiten unserer Zeit liegen uns auf der Hand! Auch wir sind in dieser Welt unglücklich. Ist das nicht die Zeit für unsere persönliche Buße – von jedem von uns?! Damit die persönliche Bekehrung und die Buße jedes Menschen sich mit der Buße von vielen anderen mischt und damit zu einem „Anlass“ für den Herrn wird, uns von den heutigen bedrohlichen Bewährungsprobe zu erlösen?…

Bleiben wir wach, liebe Schwestern und Brüdern! Stellen wir uns auf die Probe!

Begreifen und erforschen wir die Zeit, in der wir heute leben!

Lass uns mit Zuversicht zu Gott und zu Seiner Reinsten Mutter beten, damit wir von Oben geführt und auch von Oben gerettet werden.

Gott behüte euch!

P.S. Ich möchte daran erinnern, das aller Namen (und das war nämlich die zweite häufig gestellte Frage an mich), die an unsere E-Mail-Adresse info@pokrow.de ankommen, werden während der Proskomedie, der Großen Ektenie, bei Andachten und Totenämtern gedacht.