An die Geistlichen, Mönche und Nonnen und die Laien
der Diözese von Berlin und Deutschland der Russischen Orthodoxen Kirche

Geliebte Väter,
ehrwürdige Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!

CHRISTUS IST AUFERSTANDEN!

Ich gratuliere Ihnen allen zum hellen Fest der Auferstehung Christi! Die Seele jubelt voller Osterfreude. Anders kann es auch nicht sein. Denn nie haben wir mehr Freude in unserem Leben erlebt als an Ostern. Heute wenden wir uns in demütigem, stillem Gebet an Gott und singen mit der Kirche freudig die Siegeshymnen, die den auferstandenen Christus, den Lebensspender, verherrlichen: „Auch wenn Du zum Grab hinabgestiegen bist, Unsterblicher, so hast Du doch die Macht des Hades gebrochen und bist als Sieger auferstanden, Christus, Gott“. Unsere geistige Aufmerksamkeit ist auf die Ereignisse der Evangeliengeschichte gerichtet, die vom Sieg des Herrn über den Tod erzählt.

Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis wird es nicht verschlingen“ (Jo 1, 5) – bezeugt der Apostel und Evangelist Johannes, ein Augenzeuge des auferstandenen Herrn. Das Osterfest zeigt jedem von uns das rettende Licht Christi, auf das wir mit betender Ehrfurcht blicken. Dieses abendlose Licht leuchtet in der Finsternis, und keine „Finsternis dieses Zeitalters“ (Eph 6, 12), keine Dunkelheit, die „von den Geistern des Bösen unter den Himmeln“ (Eph 6, 12) ausgeht, hat die Macht, es auszulöschen. Wenn wir als treue Jünger vollständig entschlossen sind, Christus, dem Sieger über Hades und Tod, nachzufolgen, dann wird unser Weg von Seinem gnadenreichen Licht erleuchtet werden, und dann haben wir nichts zu befürchten. Was auch immer in unserem Leben geschieht, und wie auch immer die Umstände sind, die uns von außen umgeben, ist für uns Christen, gestärkt durch die Botschaft des Auferstandenen, nichts wichtiger als das, was in den Tiefen unseres Geistes und Herzens geschieht.

Wir nennen den Tag des Heiligen Osterfestes auch deshalb lichtbringend, weil unser Herr Jesus Christus, der jeden Menschen erleuchtet, „der in die Welt gekommen“ (Jo 1,9), uns das Geheimnis des Heils offenbart, das Böse überwunden, den Hades zerstört und den Tod zermalmt hat. An den Ostertagen ertönt der Aufruf an alle: „Reinigen wir unsere Gefühle und sehen“ wir die Majestät der Auferstehung Christi. Der auferstandene Erlöser öffnete allen Menschen den Weg des „erneuerten Lebens“ (Röm 6, 4), gab die Kraft durch „gute Tugendtat gestärkt“, gegen die Sünde zu kämpfen, die Gerechtigkeit zu stärken, das Heil im Himmelreich zu erben.

Wir alle, liebe Väter, Brüder und Schwestern, durchleben heute die schweren Prüfungen, die verbunden sind mit der schrecklichen Epidemie, die die ganze Welt heimgesucht hat, die bereits Tausende von Menschenleben gefordert und den Menschen schmerzhaftes Leid verursacht hat. Diese Umstände werden jedoch das helle Fest der Auferstehung Christi nicht trüben. Das Kreuzesopfer ist für jeden von uns bereits einmal vollbracht worden. Christus, der die Macht des Todes durch Seinen Tod am Kreuz und Seine Auferstehung zermalmt hat, hat uns das ewige Leben geschenkt, das jeder Mensch durch die Erfüllung der Gebote Gottes zu erben berufen ist (Mt 19, 17). Christi Pascha triumphiert in Ewigkeit jenseits von Zeit und Raum, so dass keine äußeren Umstände unsere Freude überschatten können, auch wenn aufgrund der schweren Notlage die Türen unserer Kirchen in der Osternacht geschlossen bleiben. Denn Christus ist immer mit uns und wird uns nie verlassen, so wie er seinen Jüngern das Versprechen gab und sage: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Zeiten Ende“ (Mt 28, 20).

Möge Gott uns allen, jedem einzelnen von uns und der ganzen Kirche, gewähren, zum Nutzen des ewigen Heils diese Zeit der Prüfungen zu durchlaufen und aus ihr gestärkt im Glauben und in der Liebe zum Herrn hervorzugehen und Teilhaber des Reiches Gottes zu werden, sowohl in diesem Leben als auch in der Ewigkeit. Möge der auferstandene Christus uns helfen, alle Sorgen, Nöte und Drangsale, denen wir auf unserem Lebensweg begegnen, zu überwinden. Nach dem Wort des heiligen Bischofs Johannes Chrysostomos: „Wer sich den Sinn der Auferstehung tief zu eigen zu machen versteht, wird er den Tod fürchten, wird er etwas anderes fürchten?“

Noch einmal beglückwünsche ich Euch alle zum großen Osterfest Christi! Ich wünsche im Gebet, dass unser Leben immer vom nie erlöschenden Licht des von den Toten auferweckten Lebensspenders Christus erleuchtet wird, dass der rettende Glaube an Gott in uns gestärkt wird, dass unser Leben sich nicht auf die Hoffnung auf zeitliche Vorteile beschränkt, sondern sich auf das Erbe der zukünftigen Güter erstreckt (vgl. 1 Kor 15,19). Ich rufe auf Euch alle den Segen des Auferstandenen Herrn herab und richte noch einmal meine lebensbejahenden Grüße an Euch:

CHRISTUS IST AUFERSTANDEN!
WAHRHAFT IST ER AUFERSTANDEN!

+ TICHON,
Erzbischof von Podolsk,
Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland

Berlin,
Ostern Christi
6./19. April 2020