Der ehemalige Patriarch von Moskau und der ganzen Rus’ Aleksij II. (mit bürgerlichem Namen: Aleksej Michajlovic
Ridiger) entstammt einer alteingessenen baltischen Familie und wurde am 23. Februar 1929 in Tallinn, im damals selbständigen Estland, geboren. Sein Vater Michail Aleksandrovic Ridiger (gest. 1962) war in St. Petersburg geboren und zuerst Jurist; 1940 wurde er dann in Estland selbst zum Priester geweiht. Die Mutter des Pat-riarchen, Elena Iosifovna Pisareva (gest. 1959), ist eine Tallinnerin.
Dank seiner gläubigen Eltern wuchs der junge Aleksej in einem kirchlich geprägten Milieu auf: Schon 1944 wurde er Subdiakon bei den Tallinner Erz-bischöfen Pavel und dann Isidor und am 15. April 1950 – nach Abschluss seiner Stu-dien am Leningrader Geistlichen Seminar (1947-1949) als Student im 1. Kurs der dortigen Geistlichen Akademie – zum Diakon und zwei Tage später zum Priester geweiht. Er wirkte sodann als Pfarrer an der Theophanie-Kirche in Jychva in der Diözese Tallinn. 1953 beendete er die Geistliche Akademie mit der Promotion zum Kandidaten der Theologie (Lizentiat), 1958 wurde er – inzwischen Pfarrer des Mariä-Entschlafen-Domes in Tartu – zum Erzpriester erhoben.
Am 21. August 1961 empfing Vater Aleksij die Mönchsweihe und wurde am 3. Sep-tember des gleichen Jahres zum Bischof von Tallinn und Estland geweiht. Dem estnischen Bistum stand er seit dieser Zeit fast dreißig Jahre vor (seit dem 23. Juni 1964 als Erzbi-schof und seit dem 25. Februar 1968 als Metropolit) – und zwar bis zu seiner Erhebung zum Patriarchen. Auch als er am 29. Juni 1986 zum Metropoliten von Leningrad und Novgorod gewählt worden war, behielt zugleich er die Leitung seiner estnischen Heimat-diözese bei.
In all diesen Jahren widmete sich Bischof Aleksij auch der wissenschaftlichen Arbeit und hat bislang mehr als 250 Arbeiten zu theologischen, kirchenhistorischen und ökumenischen Themen im In- und Ausland veröffentlicht.
Auf ökumenischem Gebiet war Metropolit Aleksij seit langem in führenden Positionen aktiv, so 1966 als Präsident der Weltkonferenz „Kirche und Gesellschaft“ in Genf und 1964-68 als Mitglieder der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des Weltkirchenrates; besonders hat er durch seine Funktion als Präsident der Konfe-renz Europäischer Kirchen (KEK) einen Namen gemacht als ein Mann des Ausgleichs. Diese Fähigkeit kennzeichnet auch seine Patriarchentätigkeit: Nicht nur in zahl-reichen Interviews für verschiedene russische und ausländische Zeitungen, sondern vor allem in den verschiedenen politischen Konflikten der letzten Jahre – angefan-gen von dem Putschversuch gegen Michail Gorbacev über den Verfassungskonflikt und den Kampf um das „Weiße Haus“, das russische Parlament, bis hin zum Tsche-tschenien-Krieg – hat der Patriarch immer wieder seine Stimme erhoben, um vor einer Verschärfung der Krisen und Blutvergießen zu warnen und zur friedlichen Lösung der Probleme aufzurufen – allerdings, ohne zumeist ausreichendes Gehör bei den Mächtigen zu finden. Trotzdem waren seine Aufrufe wichtig – machte Patriarch Aleksij II. doch dadurch entschieden deutlich, dass er ebenso wie die Mehrheit der Bischöfe des Heiligen Synod der Russischen Orthodoxen Kirche keiner Instrumentalisierung von Kirche und Religion durch politische Gruppen und Parteien zu-stimmen wird.
Auch seine mehrfachen Vermittlungsaktion im ehemaligen Jugoslawien stellten einen sol-chen Versuch dar, die Religionsführer zu friedlichen Gesprächen zusammen-zuführen und der Umfunktionierung des Bürgerkrieges in einen reli-giösen Kreuzzug entgegenzutreten.
Auch seine mehrfachen Vermittlungsaktion im ehemaligen Jugoslawien stellten einen sol-chen Versuch dar, die Religionsfuhrer zu friedlichen Gesprachen zusammenzufuhren und der Umfunktionierung des Burgerkrieges in einen religiosen Kreuzzug entgegenzutreten. Der wichtigste Bereich der Tatigkeit Patriarch Aleksijs II. liegt aber zweifelsohne im Wieder-aufbau der Russischen Orthodoxen Kirche nach den Zerstorungen und Schaden, die ihr ein kommunistisches staatsatheistisches Regime in Ru?land uber viele Jahrzehnte seit dem Ok-toberumsturz 1917 zugefugt hat. Um eine ungefahre Vorstellung von diesem gewaltigen Werk zu gewinnen, ist es hilfreich, die Zahlen vom Beginn seiner Amtszeit mit den heutigen zu vergleichen: So wurden 35 (von heute insgesamt 117) Bistumer und 8000 Gemeinden (das hei?t die Halfte aller existierenden Pfarreien) der Russischen Orthodoxen Kirche neu- oder wiedergegrundet. In den funf Jahren der Amtstatigkeit Aleksijs II. entstanden uber 300 Kloster neu: 1980 waren es ganze 18, jetzt sind es – bei standig steigender Tendenz – schon 347. Ebenso gibt es deutlich mehr geistliche Lehranstalten, namlich drei Akademien (statt zwei), 17 Seminar (statt 3) und zudem 29 weitere Lehranstalten neuen Typs. Ferner wurden in Moskau eine Orthodoxie Universitat und ein Theologisches Institut eroffnet.
Der wichtigste Bereich der Tätigkeit Patriarch Aleksijs II. liegt aber zweifelsohne im Wiederaufbau der Russischen Orthodoxen Kirche nach den Zerstörungen und Schäden, die ihr ein kommunistisches staatsatheistisches Regime in Rußland über viele Jahrzehnte seit dem Oktoberumsturz 1917 zugefügt hat. Um eine ungefähre Vorstellung von diesem gewaltigen Werk zu gewinnen, ist es hilfreich, die Zahlen vom Beginn seiner Amtszeit mit den heutigen zu vergleichen: So wurden 35 (von heute insgesamt 117) Bistümer und 8000 Gemeinden (das heißt die Hälfte aller existierenden Pfarreien) der Russischen Orthodoxen Kirche neu- oder wieder-gegründet. In den fünf Jahren der Amtstätigkeit Aleksijs II. entstanden über 300 Klöster neu: 1980 waren es ganze 18, jetzt sind es – bei ständig steigender Tendenz – schon 347. Ebenso gibt es deutlich mehr geistliche Lehranstalten, nämlich drei Akademien (statt zwei), 17 Seminar (statt 3) und zudem 29 weitere Lehr-anstalten neuen Typs. Ferner wurden in Moskau eine Orthodoxie Universität und ein Theologisches Institut eröffnet.
An all diesen Initiativen nimmt Patriarch Aleksij persönlich regen Anteil, wie die zahl-reichen von ihm gespendeten Bischofs- und Priesterweihen und seine zahlreichen Pastoral-besuche in den verschiedensten Bistümern des Moskauer Patriarchates zeigen, auch ferngelegenen, die zuvor noch nie ein russischer Patriarch besucht hat – wie im November 1995 die Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche.
von Ipodiakon Nikolaj Thon