Botschaft
des Erzbischofs Tichon von Podolsk,
Leiters der Diözese von Berlin und Deutschland

An den ehrwürdigen Klerus und die Gemeindemitglieder
der Kirche zum Schutz der Allheiligen Gottesgebärerin in Düsseldorf

 

Liebe Väter, Brüder und Schwestern in Christo.

Die Nachricht über den Verlust des kirchlichen Friedens in der Pfarrei hat in meinem Herzen tiefe Betroffenheit hervorgerufen, desgleichen aber auch unter den Klerikern und Laien unserer Diözese. An heiliger Stätte, im Gotteshaus, wo wir Teilhaber der Gnade werden, „Mitbürger der Heiligen und ihres Gottes” (Epheser 2,19), wurde der Friede Christi durch die Spaltung unter den Gläubigen, die Feindschaft, die von außen hereingetragen wurde, durch Bosheit und sogar offenen Hass ersetzt. Der Anstifter dessen, was geschieht, ist allen bekannt – es ist der Teufel, der Vater der Lüge und alles Bösen, der wie ein Löwe „sucht, wen er verschlinge” (1. Petrus 5,8), wie auch der böse Wille des Menschen, der zu einem Werkzeug in seinen Pfoten wurde.

Der Teufel greift zu Listen und Tricks, um die Erlaubnis zu erhalten, im Menschen zu handeln. Und oft gelingt es ihm mit Leichtigkeit. Er spielt mit den Schwächen aller Beteiligten wie auf Saiten. Wenn es ihm gelingt, Unzufriedenheit bei einem Menschen hervorzurufen, folgt darauf Irritation, auf die Irritation Unduldsamkeit, die wiederum Wut hervorruft. Wenn er dem Teufel in seinem Herzen Platz macht, wird der Mensch zu seinem Opfer und Werkzeug. Indem er einen solchen Menschen benutzt, raubt der Teufel mit den Händen seines Opfers Frieden, Freude, das Gebet und die Fähigkeit, mit Gott zu kommunizieren. Der Hasser fügt sowohl der Person, die sein Instrument wurde, als auch den Menschen um ihn herum Wunden zu.

Wie können wir dem uranfänglichen Feind des Menschengeschlechtes begegnen? Wie können wir den Frieden in unseren Seelen wiederherstellen? Wie kann man eine friedliche Gestaltung des kirchlichen Gemeindelebens erreichen? Wie kann man der Gnade des Heiligen Geistes nicht verlustig gehen und nicht mit vieler Mühe erworbene Werke verlieren? Hören wir auf die Unterweisungen der Apostel an die treuen Kinder der Kirche. „Unterwerfe dich Gott; widersetze dich dem Teufel und er weicht von dir” (Jakobus 7,11), sagt der Apostel Jakobus.- „Sündigt nicht im Zorn: Lasst die Sonne nicht in eurem Zorn untergehen und gebt dem Teufel keinen Platz” (Ephesus 4, 26,27), trägt uns der Apostel Paulus auf. “Freut euch immer. Betet ständig. Dankt für alles, denn das ist der Wille Gottes in Christo Jesu für euch” (1. Thessalonicher 5,16-18), rät er.

Unzufriedenheit, wie auch immer sie aussehen mag, Verwirrung, Feindschaft, Lüge und offener Hass sind die Tore für den Teufel, durch die er leicht in den Menschen eintritt. Es ist schwer, sich dann von ihm zu lösen; es ist immer schwer, aus diesem Zustand herauszukommen. Deshalb warnt der Apostel: „Alle Verwirrung und Wut, aller Zorn und alles Herumschreien und boshafte Rederei mit aller Gemeinheit seien euch fern” (Epheser 4,31). Wenn Wut, Zorn, Schreierei, Bosheit, Übles in uns geboren werden, beleidigen wir den Heiligen Geist, in dem wir versiegelt sind, weil Seine Eigenschaften ganz gegensätzliche sind: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Glaube, Sanftmut, Enthaltsamkeit (Galater 5,22).

Mitbrüder, priesterliche Diener der Kirche! Die Worte des Apostels Paulus sollen euch an eure Verantwortung für die Gemeinde Christi erinnern, denn ihr müsst das Eigentum Gottes bewahren: „Eure Priester bitte ich, euer Mitpriester und Zeuge der Leiden Christi und Teilnehmer an der offenbarten Herrlichkeit: Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, mit wachsamer Aufmerksamkeit, nicht durch Zwang, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt, und suchet dies nicht um des schändlichem Gewinns willen, sondern aus Fleiß, und erscheint nicht als die Herrscher über das Erbe, sondern als Vorbild für die Herde, und wenn der Oberste Hirte erscheint, werdet ihr die unvergängliche Krone der Herrlichkeit empfangen” (1. Petrus 5, 1-4).

Väter und priesterliche Diener, bewahrt immer in eurem Gedächtnis den Treueeid, das Versprechen und den Schwur, den ihr „vor dem Allmächtigen Gott und Seinem heiligen Kreuz und Evangelium” geleistet habt, der euch aufruft, „euren Dienst in allen Dingen nach dem Wort Gottes, den Regeln der Kirche und den Anweisungen der Kirchenleitung” zu leisten, um durch euer gutes Beispiel andere zur in Frömmigkeit anzuleiten. In jeder Angelegenheit eures Dienstes sollt ihr nicht die eigene Ehre, die eigenen Interessen oder den eigenen Nutzen in euren Gedanken haben, sondern die Ehre Gottes, das Wohl der Heiligen Russischen Orthodoxen Kirche und die Erlösung der Nächsten. Zeigt dies im Reden und im Leben, seid ein Beispiel der christlichen Liebe zu Gott und den Menschen und haltet Wache für den Kirchenfrieden.

Lasst uns lernen, meine Lieben, fromm zu sein, Gott für alles zu danken, denn alles hilft dem Gläubigen zum Guten. Bemühen wir uns „im Geiste der Sanftmut, diejenigen zu korrigieren” (Galater 6,1), die versucht wurden, indem wir uns selbst beobachteten, um nicht auch versucht zu werden. Dann wird die Gnade des Heiligen Geistes in unseren Herzen bleiben. Mögen die Worte des bischöflichen Martyrers Irinaios von Lyon – “schätzt den Kirchenfrieden hoch” – in unseren Herzen Widerhall finden. Vergessen wir die Beleidigungen und vergeben wir uns gegenseitig aufrichtig. Lasst uns dienen, dass die Gnade und der Friede Gottes an einem heiligen Ort wieder errichtet werden, dass das Gebet zu einem wohlgefälligen Opfer wird und dass die Liebe Gottes mitten unter uns allen regiert, damit der Herr Sein Volk erkennt und es am Tag des Jüngsten Gerichts zu Seiner Rechten stellt.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und Vaters und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes seien mit uns allen.

 

Der Erzbischof  Tichon von Podolsk
Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland
Düsseldorf, den 7. September 2019